Google ist das neueste Opfer der US-Sittenwächter.
22.12.2024
Schon vor der Wahl haben etliche US-Marken damit begonnen, sich vorsorglich auf eine rechtskonservative Zukunft einzurichten. Während Walmart als bislang letzter großer Konzern vor dem Druck republikanischer Influencer einknickt und sich demonstrativ von allen DEI-Bestrebungen lossagt, gehen auch viele Weihnachtskampagnen in Richtung eines konservativen, weißen und christlichen Familienbilds. Allen voran Apple und Chevrolet, in deren Marketing kein Platz mehr für Diversität oder ethnische Minderheiten ist.
Im Amerika von Donald Trump ist Konformität gefragt, exotische Konzepte wie etwa der jüngste Spot von Jaguar werden umgehend mit Hohn und Hass überschüttet. So lange, bis keine Marke mehr das Risiko eingeht, sich offen, liberal und divers zu präsentieren. Google hat es dennoch riskiert und erhält dafür postwendend die Quittung. Der Auftritt des nonbinären Influencers Cyrus Veyssi wird reflexartig verdammt und natürlich darf auch der obligatorische Boykottaufruf nicht fehlen. Wie gewohnt sind die linientreuen Fox News ganz vorne mit dabei, diesmal in Person des Moderators Sean Hannity. Auf das Network ist immer Verlass, wenn es gegen vermeintlich woke Werbung geht. Oder um Markenbotschafterinnen und Markenbotschaftern, die nicht dem konservativen Weltbild entsprechen.
Anheuser-Busch InBev hat im vergangenen Jahr wenig überzeugend reagiert und keine klare Stellung bezogen. Bei Google scheint sich die Geschichte zu wiederholen, gegenüber Fox News fiel dem Konzern nichts originelleres ein als "We work with hundreds of creators and influencers across social platforms, so we don't Endorse all of their respective personal views" und "To put it in perspective, this was a single sponsored Instagram post, representing a fraction of a percent of a much wider Google Shopping campaign". Das marginalisieren hat schon bei Bud Light nicht funktioniert.
Im Unterschied zu Bud Light ist allerdings ein Boykott von Google kaum zu realisieren. Bei einem Mainstream-Bier war es wesentlich einfacher, weil es genug Alternativen gibt, die ähnlich schmecken und auch preislich vergleichbar sind. Darauf führen es Marktbeobachter zurück, dass der Absatz zeitweise um über 30 % einbrechen konnte und Bud Light seine langjährige Stellung als Nummer 1 verloren hat.
Die Ironie liegt bei dieser offensiven Kritik darin, dass kaum jemand den Original-Post bemerkt hätte, würde er nicht von zahlreichen Medien geteilt und ausgiebig kommentiert.